Vor dem Hintergrund der Zeit

Franz Hengsbach Vor 50 Jahren, am 4. Juni 1961, weihte der Bischof von Essen, Dr. Franz Hengsbach, die Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz in der Duisburger Innenstadt. „Duisburgs kühnstes Gotteshaus“ – so titelte damals die Presse.

Duisburgs Muttergemeinde

Die Liebfrauengemeinde in der Duisburger Innenstadt ist die „Muttergemeinde“ fast aller rechtsrheinischen katholischen Kirchengemeinden, von Ruhrort im Norden bis nach Angerhausen im Süden. Ihre Anfänge lassen sich bis auf das Jahr 1265 zurückverfolgen. Unmittelbar am Burgplatz wurde die erste Liebfrauenkirche mit dem Titel „Maria in den Himmel aufgenommen“ eingeweiht. 1896 erhielt die inzwischen zu klein gewordene Kirche ein anderes Aussehen. Ein kolossaler neugotischen Erweiterungsbau schloss sich nördlich an die alte Liebfrauenkirche an. Sie wurde 1942 fast vollständig durch einen Bombenangriff zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Struktur der Innenstadt und auch der Gemeinde. Deshalb reiften Pläne, an anderer Stelle – im neuen Zentrum der Stadt – einen Nachfolgebau der alten Liebfrauenkirche zu errichten. Nachdem die Gemeinde fast zwanzig Jahre eine Notkirche in der Niederstraße benutzen musste, konnte 1961 die von Dr. Toni Hermanns (Kleve) entworfene neue Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz eingeweiht werden.

Im Architekturstil des Brutalismus

Der damals und heute noch bestaunenswerte doppelgeschossige Stahlbetonbau wurde im Architekturstil des „Brutalismus“ (abgeleitet von 'béton brut') errichtet und gilt als typisches Beispiel für die Architektur der späten 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Übersichtliche Klarheit und gleichzeitige Feierlichkeit strahlt das Innere der neuen Kirche aus. Einzigartig war die Innenausstattung, denn die Einrichtungsgegenstände des "Vatikan-Pavillon" der Brüsseler Weltausstellung von 1958 - Altar, Baldachin, Glasfenster und andere Gegenstände - fanden in dem Neubau ihren Platz. Nach Expertenmeinung ist es ein künstlerischer Schatz, der noch heute – wie auch der Kirchbau - durch seine ausgefallene und moderne Form besticht. Zusätzlich wurden historischen Ausstattungsstücke der Vorgängerkirche übernommen. So wurde die Tradition der alten Liebfrauenkirche fortführt.

30 Jahre im Dienst der Liebfrauenkirche

Wolfgang RöhmannVerbunden mit der über 50-jährigen Geschichte der Liebfrauenkirche sind Namen wie Pfarrer Gartz, Stadtdechant Schwering, Röhmann, Moritz und Stadtdechant Lücking. Am stärksten prägte Pfarrer Wolfgang Röhmann die katholische Kirche im Zentrum der Stadt. Fast 30 Jahre war er Pfarrer der Liebfrauengemeinde. Schon zu seiner Zeit war die Liebfrauenkirche ein Ort für zahlreiche Konzert- und Kulturveranstaltungen. Anspruchsvoll war auch das liturgische Angebot. Am bekanntesten sind wohl die traditionellen Hubertusmessen mit jeweils bis zu 1000 Besuchern.

Geistig-kulturelles Zentrum

Im Jahr 2001 ging Pfarrer Röhmann in den Ruhestand. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen in der Gemeinde
sowie notwendiger Sparmaßnahmen des Bistums Essen drohte der Liebfrauenkirche das „Aus“. Manche
befürchteten eine Aufgabe und den allmählichen Verfall oder gar Abriss der Kirche. Eine Bürgerinitiative und ein
„Runder Tisch“ setzten sich engagiert für den Erhalt der Liebfrauenkirche ein. Schließlich konnte durch die
Gründung der „Stiftung Brennender Dornbusch“ im Jahre 2007 der Fortbestand der Liebfrauenkirche als
geistig-kulturelles Zentrum gesichert werden.