© Kunsu Shim, Gerhard Stäbler, Performance in Buenos Aires 2017
Gerissene Dämpfe
aufmüpfig, musikalisch, poetisch, politisch
SA 6. 10. 18, 18.00 Uhr
PerformanceKonzert mit Musik und Poesie von Bertolt Brecht, Raoul Hausmann, Graciela Paraskevaídis, Henry Purcell, Dieter Schnebel, Kunsu Shim und Gerhard Stäbler u.a.
Kunsu Shim und Gerhard Stäbler, Performance und Rezitation | EarPort Ensemble, Duisburg | AuditivVokal Dresden | Katharina Salden, Angela Wingerath, Marlen Bieber, Jonas Finger, Carl Thiemt, Cornelius Uhle | Olaf Katzer, Leitung
Ablehnung, Ausgrenzung, Verbote von Poesie und Musik haben jahrhundertelange Tradition. Schon Ende des Mittelalters setzte eine Papstbulle das Äußern von menschlichen Empfindungen wie Lachen, Seufzen, Schluchzen etc. beim Singen gregorianischer Alleluja-Gesänge unter Bann. Im 16. Jahrhundert beauftragte die katholische Kirche gar den Komponisten Palestrina als „Musikinquisitor“, um das Erregen von Gefühlen aus der Musik zu tilgen, die den Menschen aus der Nähe zu Gott entfernen könnte. Chromatik, sensitive Harmonik, allzu Virtuoses sollte hinfort aus der Musik weichen. Doch die Komponisten ließen dies nicht zu, besonders in Werken, die sie „Fantasien“ nannten, brach sich das Bahn, was nach vorn schaute und sich widersetzte. Was wäre Kunst, wenn sie sich nicht um das Recht des Menschen kümmern würde, sich sinnlich und gesellschaftlich in jede Richtung zu befreien? Was wäre sie, ohne eben diesen Antrieb und Willen zur Freiheit zu beflügeln und gleichzeitig die Möglichkeit zum Nachdenken, zur Einkehr, zur Kontemplation zu schaffen?
Für die Muziek Biennale Niederrhein 2018 zeichnen Kunsu Shim und Gerhard Stäbler zusammen mit Solisten von AuditivVokal Dresden und Musikern des EarPort Ensembles auf künstlerisch-performative Art nach, dass das Missachtete, Verabscheute, Verbotene immer auch Vorbote für Veränderung war. So umfasst das Programm „Gerissene Dämpfe“ u.a. derbe Kanons von Henry Purcell, erste politische Arbeiterlieder des 19. Jahrhunderts bis hin zu illegalen Liedern gegen den Nationalsozialismus, Aufmüpfiges, sich gegen Konvention Wendendes von Dieter Schnebel und gesellschaftliche Haltungen Reflektierendes von Graciela Paraskevaídis, Kunsu Shim und Gerhard Stäbler. Verknüpft werden Musik und Performances mit ebenso querständiger und verfolgter Poesie von der Romantik bis heute.
Veranstalter : EarPort, Duisburg
Tickets : € 10,- (€ 5,-) | Nur Abendkasse