Skulptur "Bruder Konrad"

von Hans Dinnendahl (1901 – 1966)

Skulptur Bruder Konrad

Foto: Max Schulz 2019

Rechts neben dem Seiteneingang steht, vor der grauen Betonwand, erhöht auf einer Steinplatte, die Skulptur des Bruder Konrad in dunklem Eichenholz. Bescheiden schaut er nach unten, oft auf ihm verehrte Blumen und brennende Kerzen herab. Ein kompaktes Schnitzwerk, ein Ordensmann mit Schlüssel und hölzernem Kapuzen-Heiligenschein um den übergroßen Kopf, in klaren und einfachen Formen gestaltet.

Wer ist das, der da steht? Bruder Konrad - Konrad von Parzham (1818-1894) - ist ein wenig bekannter Heiliger, ein Heiliger des 20. Jahrhunderts. Kein geläuterter Ritter, kein Bischof und kein Märtyrer – ein Pförtner. Eine meist wenig geschätzte und schlecht bezahlte Aufgabe. Konrad von Parzham war 41 Jahre lang Pförtner im Kloster Altötting, einem Wallfahrtsort. Er galt als ein vorbildlicher Mensch: Er betete, half den Pilgern mit aller Kraft, wo und wie er konnte. „Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder.“, so sagte Papst Benedikt 2007 über ihn.

Er wurde 1934 heiliggesprochen. Und er wurde von der Liebfrauengemeinde als Heiliger angerufen in einer Zeit, in der die deutschen Katholiken immer mehr unter Druck kamen. In der Pfarrchronik kann man Eingriffe des NS-Staates erstmals 1936 erwähnt finden: Die Bußprozession nach Buchholz wurde verboten und musste durch die Nachtanbetung in der Kirche ersetzt werden. 1937 folgten dann: Verbote von kirchlichem Amtsblatt und Kirchenzeitung, Auflösung des Jungmännerverbandes, Einschränkung der Arbeit des Waisenhauses bis zum Verbot 1939.

Warum dieser Heilige ausgewählt wurde - die genauen Motive kennen wir nicht. Die Auswahl des Künstlers kann Vermutungen lenken: Geschaffen wurde die Statue von dem Architekten, Maler und Bildhauer Hans Dinnendahl aus Telgte, der zahlreiche Kirchen der Region ausstattete, auch baute. Vom Expressionismus herkommend, katholisch geprägt, doch auch in Kirchenkreisen umstritten, wurde er vom Münsteraner Bischof Graf von Galen gefördert und geschützt. Sein „Hauptwerk, der große ‚Auferstehungs-Christus‘ für den Warendorfer Friedhof, [wurde] von den Nazis kurz nach Kriegsbeginn 1939 zerstört – [danach] gelang es dem Künstler nur mit Hilfe des selbst angefeindeten Münsteraner Bischofs im Privatbereich weiterzuarbeiten.“ (Jürgen Krause, 2006)

Auch diese Plastik hat ihren Platz in zwei Kirchen gefunden: Zum Patronatsfest 1939, dem Fest Maria Königin am 22. August, wurde sie im Hauptportal von Liebfrauen aufgestellt und geweiht. Und sie erhielt dann 1980 wieder in der neuen Liebfrauenkirche ihren Ort im Eingangsbereich.

Literatur:
N.N.: Dinnendahl, Hans, in: DeGruyter Allg. Künstlerlexikon, Bd. 27, 2000, S. 487.
Krause, Jürgen: Das Kunstwerk des Monats. September 2006. Hans Dinnendahl: Tabakspott. LWL-Landesmuseum Münster 2006, abgerufen unter
https://www.lwl.org/landesmuseum-download/kdm/archiv/2006/kdm_09_2006.pdf (27.2.2019).